Mittwoch, 27. August 2014

[R] XX. Festival de Danza Contemporanea


Veranstaltung „20. Festival "Zeitgenössischer Tanz"“





Im Kulturzentrum Casa del Los Mundos finden, vor allem an den Wochenenden, viele Veranstaltungen statt. Es präsentieren sich nicht nur Künstlergruppen aus den eigenen Projekten, sondern auch viele von ausserhalb. Die Handwerkskunst-Messe, von der in meinem Post "Spannende erste Wochen" Fotos zu sehen waren, war beispielsweise eine davon. Eine weitere Veranstaltung, das Tanzfestival, hat mich so begeistert dass ein Post mit bearbeiteten Fotos dafür notwendig ist.


 
Die Veranstaltung begann mit einer Künstlerin aus El Salvador. Die Atmosphäre war von Anfang an packend, geradezu mysthisch. Ihr Auftritt kam mir wie eine Metamorphose vor, nicht nur ihr "Kostüm" und die sphärische, langsam rythmische Musik wandelten sich episodisch, sondern natürlich auch ihre Bewegungen, stets sehr kontrolliert, doch mal sehr langsam, mal wie von Krämpfen geschüttelt.








Während allen Auftritten warf ein auf dem Boden stehender Scheinwerfer die Körper der Tänzer als riesige Schatten auf die Wand. Die meisten nutzten dieses - für die Zuschauer bühnenerweiternde - Element sehr gelungen aus.




Die zweite Gruppe kam ebenfalls aus El Salvador, bestehend aus drei Tänzerinnen und zwei Tänzern. Dieser Auftritt war umwerfend und für mich persönlich - der zugegebenermassen keine Ahnung von Tanz hat - perfekt inszeniert.


Die Tänzer tanzten perfekt abgestimmt, synchron, asynchron, beschleunigend, verlangsamend, in der Ausführung perfekt und hochkonzentriert.


Sie warfen sich die Körper einander wie Schuhschachteln explosivartig zu, wirbelten aufeinander herum, bauten unterschiedlichste Figuren - um sie gleich darauf in atemberaubender Geschwindigkeit aufzulösen. Mit der begleitenden, spannenden Musik im Hintergrund entstand somit ein unvergleichlicher Auftritt.



 Den Zuschauern wurde das alles mit einer unglaublichen Leichtigkeit präsentiert. Nie verrutschte auch nur ein Mundwinkel.



Doch jeder, der mal versucht hat derart kontrollierte, schnell oder langsam fliessende Bewegungen auszuführen, ob tanzend, turnend oder schauspielernd, weiss was für ein gewaltiger Aufwand hinter dieser Leichtigkeit steckt.



Bei der folgenden mexikanischen Künstlerin war ich nicht mir nicht sicher ob man ihren Auftritt wirklich als Tanz bezeichnen kann. Sie spielte mit Zeitung und Klebeband, ihre Bewegungen waren vom Umgang mit diesen Objekten inspiriert, was ja ganz nett war.



Der Versuch der Dame jedoch, ihrem Auftritt einen gesellschafts(/-medien)kritischen Anstrich zu geben, fand ich misslungen. Sie schrie während ihren Verrenkungen allerlei Schlagzeilen und Schlagwörter und schloss ihren Auftritt mit dem Ausruf, mit jedem Nachrichtenartikel würde das Objekt dessen aufhören zu existieren. Wie originell, offenbarend und aufrüttelnd. Nicht.
Der obligatorische dramatische zeitungsfetzenfliegende Abgang durfte natürlich nicht fehlen.



Aber vielleicht habe ich es auch einfach nicht verstanden und die Kunst war zu hoch für mich. Fehl am Platz fand ich auch die Gesichtsverrenkungen der jungen Dame, mit der sie zu versuchen schien ihrem Auftritt etwas primitive Komik beizusteuern. Für ihren nächsten Auftritt hätte ich der Mexikanerin „weniger ist mehr“ empfohlen, doch erstens wollte ich mir das als unerfahrener Beobachter nicht rausnehmen und zweitens glaube ich nicht dass sie diesen deutschen Spruch verstanden hätte.


Die folgenden drei Tänzer aus Costa Rica fand ich wiederum sehr gelungen, auch sehr abwechslungsreich in Form und Musik, sie wirbelten auf der Bühne herum, bewegten sich als unterschiedlichste Figuren, alles mit einem recht spielerischen Anstrich. 


Beeindruckend an ihrer Choreografie fand ich vor allem, wie lange sie dauerte und mit welcher Leichtigkeit die Tänzer aufeinander und ineinander sprangen, manch anderer hätte sich bei solcher Artistik böse verletzt.





Das Festival hat mich beeindruckt und ich habe mich nicht nur sehr über die kreativen, disziplinierten und  Choreografien gefreut, sondern auch über die Erfahrung, dass es auch um die modernen Tanzkünste in Lateinamerika sehr gut steht. Denn was es an diesem Abend zu sehen gab, ist nur ein winziger Bruchteil der künstlerischen Kraft die in diesem wunderbaren Kontinent steckt - nächsten Freitag findet die Fortsetzung des Festivals statt. Vielleicht gibt es also bald einen kleinen Nachtrag oder ein Video.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen