Dienstag, 12. August 2014

[R] Santo Domingo

Donnernde, rauchende Raketen, lärmende und trommelnde Percussionisten, schwarz beschmierte, halbnackte Männer mit an Stangen montierten Blumensträussen.

Und ich mittendrin in einer gewaltigen Menschenmenge, die jedesmal in Jubelrufe ausbricht, wenn die Hauptattraktion des Tages zum "Tanzen" gebracht wird: Santo Domingo, der Schutzheilige der Hauptstadt Managuas. Ein Dutzend ausgewählter Träger schleppt seine Figur auf den Schultern auf einem mit Blumen geschmückten hölzernen Altar quer durch die Stadt.



"Fuiste a bailar al Santo?" Der Heilige wird ausgelassen gefeiert, bei seinem Anblick fangen die Leute an zu tanzen, es wird mit dunkler Farbe gespritzt, niemand soll sich vornehm verhalten. Damit man in der Hitze nicht zu schnell ermüdet, während man den Heiligen erwartet oder betanzt, wird ordentlich Bier ausgeschenkt.
Am Strassenrand machen sich kleine Imbissbuden mit den allgegenwärtigen Plastikstühlen breit, es wird gegrillt, gelacht, getrunken und laute Musik gespielt. Ein Motorrad tuckert vorbei, der Polizist auf dem Sozius trägt sein Gewehr lässig auf der Schulter. Umherschwirrende fliegende Händler versuchen lautstark ihren Kram an den Mann zu bringen. Verschiedenste Snacks, Spielzeug, Süssigkeiten, Hüte, Luftballons, kalte Getränke... Mit Kindern als Begleitung würde man sein Geld hier schnell loswerden.
Oder wenn man nicht auf seine Wertsachen aufpasst: Vor mir prügelt sich eine Handvoll dreckiger Jugendlicher der Art "üblicher Verdächtiger"... Als sich Polizei nähert, rennen sie schleunigst weg...
Ich selbst begebe mich ebenfalls weg von der Umzugsstrasse - eigentlich wollte ich nur meine Grossmutter in Managua besuchen und geriet zufällig in den ganzen Trubel. Deswegen führe ich leider auch keine Kamera mit mir, dieser Post muss also ohne eigene Fotos auskommen.
Schnell schlüpfe ich in eine leere Seitengasse, um so schneller voranzukommen. Doch selbst diese ist nicht ganz leer. Ein paar Jungs haben hier ihre Startrampen aufgebaut, um die unheimlich lauten Raketen abzufeuern. Ein Freund erzählte mir, wenn sie mal als Jugendliche Taschengeld bekamen, so gaben sie es gleich entweder für Murmeln - oder für Unmengen an Feuerwerkskörpern aus. Alles zur Feier des Heiligen.

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