Freitag, 26. September 2014

[R] Dentistas


Als ich diese Woche auf meinem gewohnten Gang zu meinem Büro wie imer den grossen Saal betrat, um ihn zu durchqueren, war ich erstmal perplex. Das laute Rauschen von dutzend grossen Ventilatoren, Stimmgewirr, leichter Zahnarztpraxisgeruch und die Atmosphäre einer grossen, improvisierten Krankenstation empfing mich.



Ärzte eilten umher, auf Tischen lagen Hunderte medizinische Instrumente und Produkte umher, Patienten lagen mit weit aufgesperrten Mündern und dem typischen, leicht abwesenden Zahnarzterminblick auf Stühlen. Das Auditorium hatte sich in ein Zahnarztzentrum verwandelt.



Mein Chef bat mich, Fotos von der Situation zu machen. Das fiel mir zunächst nicht leicht, denn diese Arztterminsituation ist doch irgendwie intim…man wirkt so hilflos und ausgeliefert. Und die Personen zu fragen ob es in Ordnung für sie ist, Fotos von ihnen zu machen, während man der Arzt in ihrem Mund rumstöbert, war auch nicht drin. Ausserdem - als ob da jemand ernsthaft mit einem ehrlichen “Ja, gerne!” geantwortet hätte. Deswegen sind hier auch keine Nahaufnahmen entstanden.



In Nicaragua gibt es zwar öffentliche Gesundheitszentren, sie bieten jedoch ueber das Zaehneziehen hinaus keine zahnaerztliche Behandlung an. Private Zahnaerzte sind fuer den Grossteil der Nicaraguaner nicht erschwinglich. Deswegen gibt es des oefteren Initiativen aus reichen Laendern, so etwas wie Aerztebrigaden die nach Nicaragua reisen und ihre Dienste anbieten. In diesem Falle kamen die Odontologen aus New York.



Ich war beeindruckt von alldem, von dem ganzen Trubel, wie die Aerzte umherschwirrten. Ich haette nicht erwartet dass soviele Dentisten sich zum Dienst melden. Das “Wartezimmer” war eng gefuellt, bis auf die Strasse standen die Leute an. Auf der anderen Seite des Saals warteten ganze Schulklassen um ihre Zaehne ueberpruefen zu lassen.



Dabei war die Situation hier gar nichts, verglichen mit einem Notfallzentrum in einer Krisenregion, in der Verletzte oder Seuchen behandelt werden muessten. Meine Gedanken schweiften zu den Helfern in Westafrika, die dort versuchen die fuerchterliche Ebolaseuche einzudaemmen. Meinen grössten Respekt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen