Mittwoch, 17. Dezember 2014

[R] Casa de los Tres Mundos I

[R] Casa de los Tres Mundos I




Das Kulturzentrum Casa de los Tres Mundos, direkt im Herzen Granadas gelegen, besteht aus einer Vielzahl von Einrichtungen. Die Entstehung, Geschichte und Finanzierung der Casa lasse ich an dieser Stelle weg. Folgender Bericht über die Casa entspringt selbstverständlich meinem persönlichen Eindruck und ist nicht unbedingt vollständig und objektiv.




Der präsenteste und wichtigste Teil der Casa ist die Musikschule, sie unterrichtet derzeit 135 Schüler in mehr als einem Dutzend unterschiedlicher Instrumentenarten, verfügt über einen eigenen grossen Bereich im Obergeschoss und zwei weitere kleine Räume. Nachmittags belebt sie die Casa; Musikschüler unterschiedlichsten Alters erscheinen, welche den Hof mit Trompetenklängen, den Garten mit Chorgesang und das Auditorium mit Klaviergeklimper  erfüllen.


Häufig finden gut besuchte Konzerte der Musikschule statt, zu denen die Eltern erscheinen, welche stolz die Fortschritte ihrer Kinder begutachten. Für die Schüler sind die Konzerte ein Ansporn, sie arbeiten auf sie hin, freuen sich in Kleid oder Hemd vor dem aufmerksamen Publikum aufzutreten und gewinnen durch ihren Auftritt an Selbstbewusstsein.




Die Malschule der Casa bietet Malkurse an Kinder unter 13 Jahren an. Die Kinder malen dort nachmittags, betreut von zwei Kunstlehrerinnen.



Diese Angebote der Casa müssen mit Hinblick auf die Umstände in Nicaragua verstanden werden. In den öffentlichen Schulen wird weder Kunst- noch Musikunterricht angeboten, die Kinder kommen nicht mit Kultur oder künstlerischen Techniken in Kontakt und haben somit nicht die Möglichkeit  sich in diesen Bereichen auszuprobieren und kreativ zu werden. Instrumente und sogar Malsachen sind für die meisten Familien unerschwinglich. Vor ein, zwei Jahrzehnten gab es noch praktisch keine Musikschulen in Nicaragua. Ganz zu schweigen von Instrumentenwerkstätten.

Das ist auch der Grund weswegen eines der Räume der Casa für die Instandhaltung von Streichinstrumente genutzt wird. Denn seit es hier Streichinstrumente gibt, müssen sie gewartet werden. Ein Geigenbauer und eine Bogenmacherin unterstützte mit grossem Engagement die Erschaffung der Werkstatt und bildete einige junge Leute für die Reparatur von Geigen, Bratschen, et cetera aus.

Eine weitere Werkstatt in der Casa ist die Druckwerkstatt. Sie formt zusammen mit dem Maleratelier den Atelierbereich. Hier sind Künstler ansässig, die im Verlauf der Jahre voneinander lernen und gelernt haben und Interessierten ihre Kunsttechniken näherbringen. Hier finden sie Raum zum ausstellen, arbeiten und austauschen.

In ähnlicher Beziehung zum Kulturzentrum steht die Tanzschule, die den grossen Hof nutzt, ansonsten aber unabhängig von der Stiftung Casa de los Tres Mundos ist. Die Tanzschule unterrichtet Folklore-Tanz und ist sehr aktiv, hat viele SchülerInnen, präsentiert sich häufig auf Veranstaltungen oder Festivals und ist die beste Tanzgruppe Granadas.
 


Eine Gruppe von jungen Akademikern formt das Forschungsinstitut IEI (Instituto de Estudios Interdisciplinares), das Studien in zahlreichen unterschiedlichen Feldern realisiert. Das IEI ist das wissenschaftliche Standbein der Casa, erstellt u.a. auch Studien um die Effektivität von Projekten abzuschätzen und zu optimieren.

Die Radiostation „Radio Volcán“ wurde unter anderem gegründet damit junge Leute Erfahrungen als Radiomoderatoren bzw. Reporter entwickeln können. Es gibt einige Sendungen, in denen über Themen die den Alltag der Menschen betreffen, geredet wird - stets in Kontakt mit den Zuhörern.

Die kleine Bibliothek der Casa verfügt über eine Auswahl von hunderten Bildbänden und Büchern über Kunst. Ein wahrer Schatz, man könnte stundenlang darin stöbern und sich doch nicht sattgesehen haben. Schade dass es keiner macht. Die Bibliothek, die auch über Literatur in zahlreichen Sprachen verfügt, ist gänzlich unbenutzt. Ausserdem ist die Bibliothek, die wohl aus unterschiedlichsten Spendenlieferungen gewachsen aus, nicht sortiert - Bücher über den Krieg in Nicaragua stehen neben Loriots Prosawerke, stehen neben Hitlers Biografien, stehen neben neuen Erkentnisse in der Hirnchirurgie aus dem 19. Jahrhundert. Es mag rücksichtsvoll gemeint sein, dass letztere auf französisch verfasst sind, aber ich wage daran zu zweifeln, dass ein Franzose, der über die historische Entwicklung der Hirnchirurgie forscht, hierfür eigens nach Granada fährt.

Ein weiterer, sehr wichtiger Bestandteil des Angebots der Casa ist das Projekt LoCreo, das in Zentren in den Aussenbezirken Granadas Musik-, Mal-, Poesie und Theaterkurse für Kinder anbietet.


 
Ich liebe dieses Foto der Samstags-Theatergruppe

Weit weg gelegen von Granada, im 26 Kilometer entfernten Dorf Malacatoya, leistete die Stiftung der Casa nach der Zerstörung des Dorfes nach einem Hurrikan Aufbauhilfe, errichtete unter anderem eine Bäckerei, eine Papierdruckwerkstatt und eine Kinderbibliothek, unterstützte die Einwohner in vielen Aspekten. Eine ungewohnte Rolle, die die Stiftung des Kulturzentrums einnahm, plötzlich war sie am Neuaufbau einer Siedlung beteiligt.



Eine weitere Rolle der Casa, ist die des Gastgebers für zahlreiche Ausstellungen, Festivals, Vorlesungen, Feste, Workshops und weitere Veranstaltungen, für die sie die Räume stellt.

Henna-Tatoo beim Yoga-Festival


Yoga-Festival

 

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