Mittwoch, 29. Juli 2015

[T] mein vorerst letztes Lebenszeichen



Lange ist es her, dass ich was von mir hören lasse habe. Aber wie es doch meistens so ist, im Endeffekt verfliegt die Zeit unglaublich schnell, vor allem wenn man was um die Ohren hat, unterwegs ist oder wer weiß nicht was treibt!

So langsam beginnt auch bei mir die letzte Zeit... Gerade ist mein letzter Monat hier angebrochen.
Natürlich macht mich das sehr traurig, ich habe hier viel und viele gefunden, das und die mich glücklich macht und machen. Aber anderseits versuche ich mir auch ins Gedächtnis zu rufen, wer mich in Deutschland erwartet und welche neuen Möglichkeiten dort auf mich zukommen. 

Dies wird wohl mein letzter Beitrag sein (es sei denn eine riesige Welle der Langeweile und des Mitteilungsbedürfnis überkommt mich in den nächsten 30 Tagen ;) ), zumindest aus Nicaragua. Ich muss sagen, dass mit jedem Monat, das Gefühl, dass ich etwas schreiben sollte, kleiner geworden ist. Das habe ich schon in einigen Rundbriefen erwähnt, dass für mich so vieles alltäglich und normal geworden ist. Gerade habe ich nach zweiwöchigem Besuch meiner Mutter und Michael, die beiden wieder gen Deutschland geschickt. In der gemeinsamen Zeit – die sehr schön war! – habe ich aber auch gespürt, dass sich vieles verändert hat, am meisten meine Perspektive bezüglich einiger Gesichtspunkte.
 Das hier zu erklären und auszulegen, wäre erstens wohl viel zu langweilig für euch zum Lesen, zweitens könnte ich mich wahrscheinlich gar nicht so gut ausdrücken, wie ich etwas genau meine und drittens gibt es ja auch schon bald genug Zeit, um sich im Gespräch über solch wichtige Themen wie Kulturunterschiede, Veränderungen, Politik und was noch so alles diskutiert werden will, auszutauschen.

Deswegen gibt es an dieser Stelle nochmal einen kleinen Reisebericht und ein paar Fotos, denn die letzten drei Wochen durfte ich im Urlaub verbringen.


Zunächst ging es Anfang Juli zusammen mit Reyna ins Propellerflugzeug auf die andere Meerseite Nicaraguas. Ein paar Tage haben wir auf zwei hübschen, nicaraguanischen Inseln in der Karibik verbracht, die obwohl nicaraguanisch, für mich noch ein ganz anderer Eindruck vom Land gegeben haben. Nicht nur für mich war es das erste Mal, auch Reyna war dort noch nie und es hat ihr ähnlich gut gefallen wie mir.  Traumhafte und soo leere Strände, leckerstes pan de coco, eine Achterbahnfahrt im kleinen Boot und vieles Me(e)hr haben ihren Teil zur Entspannung und unserer guten Laune beigetragen, sodass wir am Ende gerne noch länger geblieben wären!

Willkommen im nicaraguanischen Paradies!

 

Korallenriff etwa 30 Meter vor "unserem" Strand
Abendstimmuung auf der kleinen Insel   

Aber eigentlich war dieser Teil meines Urlaubs so gar nicht geplant, wollte ich doch eigentlich mit Felix, einem Freiwilligen aus Matagalpa, für eine Woche nach Bosawas – ein riesiges Naturschutzgebiet im Norden des Landes – fahren, dort wandern und im Regenwald campen. Da kam uns bzw. Felix eine Mücke dazwischen…
Denn es gibt eine Krankheit, die sich immer weiter ausbreitet, ähnlich dem Denguefieber verläuft und Chikungunya heißt. Wenige Tage bevor wir loswollten, wurde Felix also krank und ich habe meine Pläne kurzfristig umgeworfen und bin mit Reyna los.

Da es aber gut eine Woche später deutlich besser ging, sind wir dann noch los, zwar nicht so weit rein in das Reservat wie geplant, dafür zu einem Zentrum, das sich für Umwelterziehung, die Unterstützung indigener Völker und vieles mehr einsetzt. Dort haben wir zwei Nächte verbracht, sind auf Felsen hochgelaufen und geklettert und haben das leckere Essen mit viel selbstgebackenem Brot (so lange hatte ich kein dunkleres Brot mehr gegessen!!!) und Honig genossen. Nur einen Haken hatte die ganze Sache: Ich fande es wirklich kalt! 18 Grad mag für Deutschland vielleicht nicht so wenig sein, aber man gewöhnt sich eben doch an die täglichen gut 30 Grad hier in Managua.
Nach der ersten Urlaubswoche bin ich aber auch schon wieder zurück nach Managua, denn es kam Besuch aus Deutschland, den es zu begrüßen galt. Meine Mutter hatte sich dazu entschieden, mich besuchen zu kommen, „mein“ Nicaragua kennenzulernen und mit ihrem Lebensgefährten Michael und mir durchs Land zu fahren.
Granada, Solentiname, Rio San Juan, Matagalpa und schließlich Jinotega standen auf unserem Reiseplan und trotz relativ vieler Kilometer, die zwischen den Reisezielen standen, haben wir alles gut geschafft, die beiden haben die Busfahrten mit allem was dazugehört überlebt und vor allem viel gesehen und viele nette und offene Leute kennengelernt und wiedergesehen.
Hier sagen sicherlich die Fotos mehr aus als viele Wörter, die ich dazu schreiben könnte. Nur eins, mein Eindruck, dass der Rio San Juan im Süden des Landes, vielleicht mein Lieblingsort in Nicaragua ist, hat sich arg verstärkt!
Vogelperspektive über Granada

Idylle auf Solentiname im Nicaraguasee 
 


Blick über den Rio San Juan vom Castillo aus
 
wie praktisch, wenn die anderen rudern und mir Zeit zum Foto machen bleibt
das Faultier bequemt sich sogar zu uns runter zu schauen!!
ein paar der Tiervielfalt, die wir im und um den Rio San Juan entdecken konnten...



Eine der vielen Kaffeefarmen in der Nähe von Jinotega - der Kaffee wurde übrigens von Deutschen nach Nicaragua gebracht


Nach der gemeinsamen Zeit habe ich die beiden wieder ins Flugzeug steigen lassen, bin jetzt wieder an meinem Platz hier in der Bibliothek, mit dem Team, den Kindern und zwischen den vielen Büchern.
 Kurz vor Wiederbeginn meiner Arbeit war ich ehrlich gesagt nicht mehr ganz so motiviert, dachte mir, dass jetzt ja sowieso nicht mehr viel Zeit bleibt, ich vielleicht vor Ende der Zeit gar nicht mehr richtig reinkomme. Aber das hat sich schon nach einem Arbeitstag erledigt, die Mitarbeiter und die Kinder haben mich herzlich empfangen und ich fühl mich genauso wohl wie vorher.
In diesem Sinne bleibt mir glaube ich nicht mehr allzu viel hinzuzufügen, jetzt versuche ich die letzten Wochen zu genießen, viele Leute möglichst oft noch zu treffen, meine Deutschkurse abzuschließen und die Leute zu motivieren auch im nächsten Jahr weiterzumachen, mit den Kids noch ein bisschen Fußball zu spielen, nochmal ans Meer zu fahren, um Schildkrötennester und kleine Schildkröten zu sehen, tanzen gehen (denn die Nicas tanzen wirklich ziemlich gut – Hüftschwung haben sie auf jeden Fall drauf!) und soo vieles mehr..
Und am Schluss möchte ich mich noch einmal ganz herzlich für eure Unterstützung (in jeglicher Hinsicht) bedanken! An die treuen Leser und Leserinnen, die mir immer wieder sehr liebevolle Mails geschrieben haben und die, die an mich gedacht und mich nicht (ganz) vergessen haben in den vielen Monaten. Seid euch sicher, auch ich habe immer wieder an euch gedacht, auch mal vermisst und niemals (ganz) vergessen ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen