Donnerstag, 19. März 2015

[T] Reisewoche mit der Schwester

"Warum denn ausgerechnet Nicaragua?"

Das ist ein Kommentar von vor gut einem halben Jahr, das mir noch gut in Erinnerung geblieben ist. Eine Reaktion auf mein Vorhaben, mein Freiwilligenjahr in Nicaragua zu verbringen.
Damals war meine Antwort bzw. einfache Gegenfrage: Warum auch nicht?
Ich glaube, inzwischen würde ich etwas anders und länger wenn nicht sogar ausschweifend antworten. Denn es gibt hier nicht nur schönes, warmes Wetter mit viel Sonne, die die Laune stets erhellt (auch wenn´s ohne das alltägliche Schwitzen vielleicht noch ein klein bisschen angenehmer wäre ;) ), leckeres Essen, für mich das ein oder andere interessante Buch, viele liebenswerte Menschen, auch landschaftlich hat das Land der tausend Vukane und Seen einiges zu bieten!!

Und da meine Schwester vor einigen Tagen hier in Managua angekommen ist, sah ich es als angemessenen Anlass, raus aus Managua und zumindest ein paar weitere Facetten des Landes kennenzulernen.
Dazu muss ich sagen, dass wir nur eine Woche unterwegs waren und so trotz allem einen recht kleinen Part kennengelernt haben - und das obwohl Nicaragua flächenmässig mit etwa 130.000 km² doch als klein gilt- im Vergleich: Deutschland mit über 350.000 km² fast doppelt so gross. Unterschiedliche Klimazonen, viele für uns Deutschen exotischen Tiere, Handwerksarbeiten und vieles mehr laden doch zum Reisen ein - nicht ohne Grund wurde Nicaragua von Lonely Planet auf Platz vier der besten Reiseländer für 2015 gewählt. Also so viel zum Thema warum ausgerechnet nach Nicaragua...

Auf unserer Reise zum Río San Juan und danach mit einem kurzen Abstecher auf die Vulkaninsel Ometepe sind viiele Bilder entstanden, die geben hoffentlich einen recht lebendigen Eindruck von den Tagen. Und ich muss euch vorwarnen, der Bericht ist ziemlich lang geworden, aber mal schauen, wer´s bis zum Schluss durchhält ;)



Los ging Sonntagmorgen vom Mayoreomarkt in Managua in Richtung San Carlos - immer entlang des Nicaraguasees gen Südosten, vorbei an den ältesten Vulkanlandschaften Nicaraguas in einem typischen Fortbewegungsmittel, einem ziemlich vollgestopften Bus, in dem immer wieder Verkäufer und Verkäuferin mit Gebäck, Getränken, Obst oder sonstigem Essen rein und wieder raus eilen.

Sonnenuntergang überm Nicaraguasee





Nach ein paar eingequetschten Stunden waren wir dann doch froh in San Carlos angekommen zu sein
 und konnten noch den Sonnenuntergang überm Cocibolca (der indigene Name des Nicaraguasees) geniessen, denn San Carlos liegt an der Mündung des Río San Juan zum See und ist gleichzeitig auch die letzte grössere Stadt, danach geht es üblicherweise nur mit dem Boot in Richtung Karibikküste.
Seit langem wieder vereint

Und genau dieses Fortbewegungsmittel haben wir dann am nächsten Morgen benutzt um nach El Castillo zukommen. Ein kleines Örtchen, direkt am Fluss gelegen und mit einem kleinen Kastell, errichtet von spanischen Konquistadoren vor einigen hundert Jahren, um vor Piraten und Engländern zu schützen, denn der Río San Juan war schon immer wichtige Verkehrsstrasse, da er über den Nicaraguasee bis nach Granada befahren werden kann. Englische Truppen konnten die Festung irgendwann doch erobern, nach einer Krankheitsepedemie sind sie dann aber wieder abgetreten.
Heute beherbert das Kastell eine kleine aber feine Bibliothek, die allerdings immer wieder Probleme mit Nässe hat, denn durch den umgebenen tropischen Regenwald, sind die Bücher immer wieder Feuchtigkeit ausgesetzt.
Kastell




Im Schmetterlingsgarten


Blick übern Rio San Juan

 Nach einem schönen Tag dort haben wir dann Juan gefunden und am Dienstag ging es dann schon wieder weiter: rein in den Regenwald, ausgerüstet mit einem Kanu, Hängematten, Kochzeugs und was man noch so alles für ein paar Tage zum Leben braucht. Drei wunderbare Tage und zwei recht aussergewöhnliche Nächte verbrachten wir nun in der Reserva Indio Maíz, die ein Stückchen hinter El Castillo anfängt. Es waren so viele Eindrücke und Erfahrungen, dass ich vieles schon gar nicht mehr ganz beschreiben kann, es würde wahrscheinlich auch Seiten füllen...
Angefangen hat´s mit einer Stromschnelle direkt vor El Castillo, danach ging es ersteinmal recht ruhig über den Rio bis zum Eingang des Naturreservats - der Eintritt wird durchs Militär kontrolliert, denn der Fluss ist Nicaraguas Grenze nach Costa Rica und Costa Rica erhebt immer wieder Besitzansprüche, aber der Fluss gehört zu 100 Prozent Nicaragua, das haben wir dort von den Nicas gelernt!
Auf dem Fluss haben wir geangelt, zwei dicke Fische gefangen (!!!) und die dann nach dem Zubereiten super frisch und seeehr lecker geniessen können - hier habe ich doch ein einziges Mal eine Aussnahme gemacht, das konnte ich mir nicht nehmen lassen. Der Rio San Juan ist recht schmutzig, genauso wie der Cocibolca, aber wir sind in einen kleineren Fluss - Rio Bartola - gefahren, konnten dort baden, im Reservat wandern und uns von Juan so einiges zu Pflanzen- und Tierarten erklären lassen und haben dann abends unser Lager aufgeschlagen. Vor dem Abendessen haben wir dann schon im Dunkeln unsere Kaimantour gemacht, nach orangen-leuchtenden Augen gesucht und sind fündig geworden, fette Kröten gabs auch zu sehen und zum Anfassen. Später sind wir dann ziemlich müde in unsere Hängematten gefallen. Mit all den Naturgeräuschen um sich herum einzuschlafen, war doch erst ein bisschen unheimlich für mich, aber das Geräusch eines Pumas, die Zirpen und Frösche gleichzeitig auch sehr beeindruckend!
 



Kapuzineraffen
man kann ungefähr erahnen, was sich da im Wasser versteckt
Baby-Kaiman!

und schon wieder weggehüpft

Und am nächsten Tag ging es dann wieder rein ins Kanu, zurück zum grossen Fluss und ein paar Kilometer weiter zu einer Stelle, wo wir erneut durch den Regenwald gelaufen sind. Wenn man leise und aufmerksam ist und auch noch ein bisschen Geduld mitbringt, kann man dort allerhand sehen - mit Fernglas erst Recht noch klarer: verschiedene Affenarten (Kapuziner- und Brüllaffen), Faultiere, Frösche, diverse Vogelarten und grünste Pflanzen. Auf dem Weg weiter zu einer Insel, auf der wir die zweite Nacht verbracht haben, sind wir an Tucanen, Krokodrilen, Schildkröten, noch mehr Affen und noch viiiel mehr Vögeln verschiedenster Farben und Grössen vorbeigekommen. Interessant ist, dass es einerseits für uns ganz exotische Tiere und Pflanzen dort gibt, aber eben doch auch diejenigen, die wir in Deutschland auch kennen: Graureiher und Adler sind doch allen ein Begriff, aber auch schöne Aquarienfische gab es zu sehen.
Da ist das Krokodril...
...und mit viel Welle schon wieder verschwunden!
ein männlicher Brüllaffe, der seinem Namen alle Ehre machte

und welcher Faulpelz versteckt sich da?!


Ein entspannter Abend mit Lagerfeuer war dann auch schon unsere letzte Nacht im Dschungel und den letzten Tag verbrachten wir nochmal in einem kleinen Nebenfluss, der unglaublich klar und schön kühl war, bevor uns Juans Bruder mit einem kleinen Motorboot wieder nach El Castillo gebracht hat. Stromaufwärts haben wir dann gespürt, wie stark die diversen Stromschnellen wirklich sind, kein Wunder, dass man am Ufer ab und an ein halbversunkenes altes Schiff sieht!

zurück in El Castillo in der Nachmittagssonne

Eine Nacht später, diese wieder im bequemen Hostelbett mit Wasser aus dem Wasserhahn und zurück in der Zivilisation, ging es mit dem Boot nach San Carlos, und wen treffen wir da zufälliger Weise neben uns sitzend: Juan, unseren unglaublich sympathischen, naturliebenden und humorvollen Guide der letzten Tage. Also falls jemand mal zufällig zum Rio San Juan kommt und ne Tour machen will, sagt bescheid, ich leite euch weiter!! ;)

Seeufer bei San Carlos
Nach den paar Tagen hatten Sarah und ich aber noch nicht ganz genug und wir sind mit der Fähre weiter auf die Vulkaninsel Ometepe gefahren. Nach einer kurzen Nacht im Hostel dort haben wir uns in der Nacht noch einen Guide gesucht, der uns am Samstag den Vulkan "El Concepción" hochgeführt hat. Zehn Stunden hat die Wanderung gebraucht, auch wenn der Guide gerne früher zurückgekehrt wäre, wir habens bis zum Krater geschafft, stundenlang durch Wolken und sind dann abends glücklich aber ziemlic k.o. im Städtchen Altagracia angekommen und noch zwei Deutsche getroffen, guten Nicarum getrunken und unseren Urlaub ausklingen lassen...

vor dem Aufstieg durch die Wolken, auf etwa halber Höhe


am Kraterrand, man konnte leider sozusagen gar nichts sehen
schon wieder beim Abstieg, mit prächtiger Aussicht auf den Maderas

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