[R] Casa de los Tres Mundos II
(Bilder: Auf dem Dach der Casa de los Tres Mundos)
Mein Eindruck von der Casa ist sehr positiv, es gibt
erstaunlich viele Einrichtungen und Angebote und die Menschen, die in der Casa
mitwirken sind allesamt sehr nett. Das Kulturzentrum ist eine Oase in Granada,
ein schönes, weitläufiges Kolonialgebäude in gutem Zustand, mit einer
angenehmen Atmosphäre. Gerne verweilt man länger im schattigen Hof, in dem
stets Ausstellungen gezeigt werden, oder im grünen Garten, man kann allerhand
entdecken. Man trifft nette, interessante Leute an, die sich für Kultur
interessieren, das Kulturzentrum soll natürlich auch ein Raum zum Kennenlernen
und Vernetzen sein.
Yogi & geschätzter Poesielehrer Isaac |
Im ersten Moment
kann man aber auch etwas enttäuscht von der Casa sein, denn einige Einrichtungen werden wenig genutzt, die Veranstaltungen sind mal mehr, mal weniger gut besucht. Ebenso die Kurse: Während die Musikschule zurzeit 135 Schüler unterrichtet, besuchen die Malschule weniger als 10 Kinder, Locreo erreicht fast 200 Kinder, der sehr kleine Theaterflügel bedient etwa knapp 30 Kinder, die private Tanzgruppe hat ungefähr 40 Schüler. Klar: Die Aktivität in den Bereichen ist von zahlreichen Faktoren abhängig – Finanzierung, Engagement von einzelnen Personen, Qualität, Werbung, Interesse der Bevölkerung... Aber man wird das Gefühl nicht los, dass mehr Potenzial drinsteckt, erst recht da es ansonsten in Nicaragua ein sehr knappes Angebot an Kunst und Kultur zum Mitmachen gibt.
kann man aber auch etwas enttäuscht von der Casa sein, denn einige Einrichtungen werden wenig genutzt, die Veranstaltungen sind mal mehr, mal weniger gut besucht. Ebenso die Kurse: Während die Musikschule zurzeit 135 Schüler unterrichtet, besuchen die Malschule weniger als 10 Kinder, Locreo erreicht fast 200 Kinder, der sehr kleine Theaterflügel bedient etwa knapp 30 Kinder, die private Tanzgruppe hat ungefähr 40 Schüler. Klar: Die Aktivität in den Bereichen ist von zahlreichen Faktoren abhängig – Finanzierung, Engagement von einzelnen Personen, Qualität, Werbung, Interesse der Bevölkerung... Aber man wird das Gefühl nicht los, dass mehr Potenzial drinsteckt, erst recht da es ansonsten in Nicaragua ein sehr knappes Angebot an Kunst und Kultur zum Mitmachen gibt.
Doch die ärmere Bevölkerungschicht tritt weniger den Weg
aus den Aussenbezirken in das Zentrum an, sieht die Casa teils sogar als ein Ort für
Leute mit Geld an, in dem sie nichts zu suchen haben. Einige Eltern sehen es
nicht unbedingt positiv wenn ihr Kind sich einem Kurs anschliesst, sie
befürchten, dass es sich bloss rumtreibt, sehen die Kurse als Müssiggang.
Manche finden, Künstler und Musiker seien Rumtreiber oder Faulpelze die es zu
nichts im Leben bringen. Zu den kulturellen Veranstaltungen erscheint meist
augenscheinlich finanziell eher besser gestelltes Publikum.
Das ist schade, denn das Kulturzentrum steht für
Jedermann offen. Erklärte Philosophie der Casa ist, dass Kultur für Jedermann
ist und weder nur etwas für schräge Künstler noch ein Privileg oder
Zeitvertreib für die Oberschicht. Das Projekt LoCreo ist für mich ein gutes
Mittel um die Casa und ihr kulturelles Angebot in den Aussenbezirken zu mehr
Präsenz und Akzeptanz zu verhelfen.
Tauben verstecken sich vor der Erleuchtung |
Das Thema der geringen Wahrnehmung des kulturellen
Angebots ist sicherlich ein sehr komplexes, grosses und nicht nur ein „Problem“
in Granada und Nicaragua. Nur ist es hier enttäuschender und unverständlicher,
denn das komplette Kulturhaus wurde mit Spendengeldern und viel Hingabe
aufgebaut und stellt eine Einzigartigkeit dar. Es kann sich anfühlen wie ein
mit Liebe gemachtes Geschenk, das in der Ecke liegengelassen wird.
Wobei es, wie gesagt, in Deutschland ja nicht anders ist.
Es ist eine relativ kleine Bildungsschicht, welche aus der Mittel- und
Oberschicht entspringt, die kulturelle Einrichtungen nutzt. Wobei das nicht
unbedingt so sein müsste, klar, privater Musikunterricht beispielsweise ist für
arme Familien nicht bezahlbar. Museen, Theater etc. jedoch sind massiv vom
Staat subventioniert, eine Theateraufführung kann weniger als ein Kinobesuch
kosten, es gibt sehr viele Angebote die auch für ärmere Menschen problemlos
bezahlbar sein könnten. Trotzdem trifft man bei den meisten Theaterstücken
hauptsächlich wohlhabende Menschen über 50 an.
Hausmeister Chavez |
Auch wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, schätze
ich Desinteresse oder Demotivation der jungen Nicas anders ein. Der
Kunstunterricht an deutschen Schulen, der Unterricht in welchem mit Abstand am
meisten Freiheit und Platz für Kreativität herrscht, wird von den Schülern
praktisch nicht ernstgenommen, dient eher zum Kaffeekränzchenhalten oder
Musikhören. Es ist nunmal immer und überall eine gewisse Herausforderung, junge
Leute zu motivieren, etwas aus sich zu machen, an sich selbst zu glauben und
ihr Talent zu fördern und sie von anderem Zeitvertreib oder dem Rumhängen vor
den Bildschirmen wegzureissen.
Namasté.
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