[R] Casa de los Tres Mundos I
Das Kulturzentrum Casa
de los Tres Mundos, direkt im Herzen Granadas gelegen, besteht aus einer
Vielzahl von Einrichtungen. Die Entstehung, Geschichte und Finanzierung der
Casa lasse ich an dieser Stelle weg. Folgender Bericht über die Casa entspringt selbstverständlich
meinem persönlichen Eindruck und ist nicht unbedingt vollständig und objektiv.
Der präsenteste und wichtigste Teil der Casa ist die
Musikschule, sie unterrichtet derzeit 135 Schüler in mehr als einem Dutzend
unterschiedlicher Instrumentenarten, verfügt über einen eigenen grossen Bereich
im Obergeschoss und zwei weitere kleine Räume. Nachmittags belebt sie die Casa;
Musikschüler unterschiedlichsten Alters erscheinen, welche den Hof mit Trompetenklängen,
den Garten mit Chorgesang und das Auditorium mit Klaviergeklimper erfüllen.
Häufig finden gut besuchte Konzerte der Musikschule
statt, zu denen die Eltern erscheinen, welche stolz die Fortschritte ihrer
Kinder begutachten. Für die Schüler sind die Konzerte ein Ansporn, sie arbeiten
auf sie hin, freuen sich in Kleid oder Hemd vor dem aufmerksamen Publikum
aufzutreten und gewinnen durch ihren Auftritt an Selbstbewusstsein.
Die Malschule der Casa bietet Malkurse an Kinder unter 13
Jahren an. Die Kinder malen dort nachmittags, betreut von zwei
Kunstlehrerinnen.
Diese Angebote der Casa müssen mit Hinblick auf die
Umstände in Nicaragua verstanden werden. In den öffentlichen Schulen wird weder
Kunst- noch Musikunterricht angeboten, die Kinder kommen nicht mit Kultur oder
künstlerischen Techniken in Kontakt und haben somit nicht die Möglichkeit sich in diesen Bereichen auszuprobieren und
kreativ zu werden. Instrumente und sogar Malsachen sind für die meisten
Familien unerschwinglich. Vor ein, zwei Jahrzehnten gab es noch praktisch keine
Musikschulen in Nicaragua. Ganz zu schweigen von Instrumentenwerkstätten.
Das ist auch der Grund weswegen eines der Räume der Casa für
die Instandhaltung von Streichinstrumente genutzt wird. Denn seit es hier
Streichinstrumente gibt, müssen sie gewartet werden. Ein Geigenbauer und eine
Bogenmacherin unterstützte mit grossem Engagement die Erschaffung der Werkstatt
und bildete einige junge Leute für die Reparatur von Geigen, Bratschen, et
cetera aus.
Eine weitere Werkstatt in der Casa ist die
Druckwerkstatt. Sie formt zusammen mit dem Maleratelier den Atelierbereich.
Hier sind Künstler ansässig, die im Verlauf der Jahre voneinander lernen und
gelernt haben und Interessierten ihre Kunsttechniken näherbringen. Hier finden
sie Raum zum ausstellen, arbeiten und austauschen.
In ähnlicher Beziehung zum Kulturzentrum steht die
Tanzschule, die den grossen Hof nutzt, ansonsten aber unabhängig von der
Stiftung Casa de los Tres Mundos ist. Die Tanzschule unterrichtet Folklore-Tanz
und ist sehr aktiv, hat viele SchülerInnen, präsentiert sich häufig auf Veranstaltungen
oder Festivals und ist die beste Tanzgruppe Granadas.
Eine Gruppe von jungen Akademikern formt das
Forschungsinstitut IEI (Instituto de Estudios Interdisciplinares), das Studien
in zahlreichen unterschiedlichen Feldern realisiert. Das IEI ist das
wissenschaftliche Standbein der Casa, erstellt u.a. auch Studien um die
Effektivität von Projekten abzuschätzen und zu optimieren.
Die Radiostation „Radio Volcán“ wurde unter anderem
gegründet damit junge Leute Erfahrungen als Radiomoderatoren bzw. Reporter
entwickeln können. Es gibt einige Sendungen, in denen über Themen die den
Alltag der Menschen betreffen, geredet wird - stets in Kontakt mit den
Zuhörern.
Die kleine Bibliothek der Casa verfügt über eine Auswahl
von hunderten Bildbänden und Büchern über Kunst. Ein wahrer Schatz, man könnte
stundenlang darin stöbern und sich doch nicht sattgesehen haben. Schade dass es
keiner macht. Die Bibliothek, die auch über Literatur in zahlreichen Sprachen
verfügt, ist gänzlich unbenutzt. Ausserdem ist die Bibliothek, die wohl aus
unterschiedlichsten Spendenlieferungen gewachsen aus, nicht sortiert - Bücher
über den Krieg in Nicaragua stehen neben Loriots Prosawerke, stehen neben
Hitlers Biografien, stehen neben neuen Erkentnisse in der Hirnchirurgie aus dem
19. Jahrhundert. Es mag rücksichtsvoll gemeint sein, dass letztere auf
französisch verfasst sind, aber ich wage daran zu zweifeln, dass ein Franzose,
der über die historische Entwicklung der Hirnchirurgie forscht, hierfür eigens
nach Granada fährt.
Ein weiterer, sehr wichtiger Bestandteil des Angebots der
Casa ist das Projekt LoCreo, das in Zentren in den Aussenbezirken Granadas
Musik-, Mal-, Poesie und Theaterkurse für Kinder anbietet.
Weit weg gelegen von Granada, im 26 Kilometer entfernten
Dorf Malacatoya, leistete die Stiftung der Casa nach der Zerstörung des Dorfes
nach einem Hurrikan Aufbauhilfe, errichtete unter anderem eine Bäckerei, eine
Papierdruckwerkstatt und eine Kinderbibliothek, unterstützte die Einwohner in
vielen Aspekten. Eine ungewohnte Rolle, die die Stiftung des Kulturzentrums
einnahm, plötzlich war sie am Neuaufbau einer Siedlung beteiligt.
Eine weitere Rolle der Casa, ist die des Gastgebers für
zahlreiche Ausstellungen, Festivals, Vorlesungen, Feste, Workshops und weitere
Veranstaltungen, für die sie die Räume stellt.
Henna-Tatoo beim Yoga-Festival |
Yoga-Festival |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen