Als ich diese Woche auf meinem gewohnten Gang zu meinem
Büro wie imer den grossen Saal betrat, um ihn zu durchqueren, war ich erstmal
perplex. Das laute Rauschen von dutzend grossen Ventilatoren, Stimmgewirr,
leichter Zahnarztpraxisgeruch und die Atmosphäre einer grossen, improvisierten Krankenstation
empfing mich.
Ärzte eilten umher, auf Tischen lagen Hunderte medizinische
Instrumente und Produkte umher, Patienten lagen mit weit aufgesperrten Mündern
und dem typischen, leicht abwesenden Zahnarzterminblick auf Stühlen. Das Auditorium
hatte sich in ein Zahnarztzentrum verwandelt.
Mein Chef bat mich, Fotos von der Situation zu machen.
Das fiel mir zunächst nicht leicht, denn diese Arztterminsituation ist doch
irgendwie intim…man wirkt so hilflos und ausgeliefert. Und die Personen zu
fragen ob es in Ordnung für sie ist, Fotos von ihnen zu machen, während man der
Arzt in ihrem Mund rumstöbert, war auch nicht drin. Ausserdem - als ob da
jemand ernsthaft mit einem ehrlichen “Ja, gerne!” geantwortet hätte. Deswegen
sind hier auch keine Nahaufnahmen entstanden.
In Nicaragua gibt es zwar öffentliche Gesundheitszentren,
sie bieten jedoch ueber das Zaehneziehen hinaus keine zahnaerztliche Behandlung
an. Private Zahnaerzte sind fuer den Grossteil der Nicaraguaner nicht
erschwinglich. Deswegen gibt es des oefteren Initiativen aus reichen Laendern,
so etwas wie Aerztebrigaden die nach Nicaragua reisen und ihre Dienste
anbieten. In diesem Falle kamen die Odontologen aus New York.
Ich war beeindruckt von alldem, von dem ganzen Trubel,
wie die Aerzte umherschwirrten. Ich haette nicht erwartet dass soviele
Dentisten sich zum Dienst melden. Das “Wartezimmer” war eng gefuellt, bis auf
die Strasse standen die Leute an. Auf der anderen Seite des Saals warteten
ganze Schulklassen um ihre Zaehne ueberpruefen zu lassen.
Dabei war die Situation hier gar nichts, verglichen mit
einem Notfallzentrum in einer Krisenregion, in der Verletzte oder Seuchen
behandelt werden muessten. Meine Gedanken schweiften zu den Helfern in
Westafrika, die dort versuchen die fuerchterliche Ebolaseuche einzudaemmen. Meinen
grössten Respekt.
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