[T] Während es für mich schon
so sehr Alltag geworden ist, habe ich trotzdem noch gar keinen
Bericht über die deutsch-nicaraguanische Bibliothek, den Bücherbus
und meine Arbeit im Projekt geschrieben. Das wird nach knapp acht Monaten
jetzt mal endlich Zeit, denn das ist es alle mal wert!
Der Startschuss für das
Projekt fand im Jahre 1987 statt – mit der ersten Ausfahrt des
Bücherbus – ins Leben gerufen von Elisabeth Zilz, eine damals
bereits pensionierte, deutsche Bibliothekarin. Erst ein paar Jahre
später wurde dann die dt.-nic. Bibliothek gegründet, die seit 2001
im eigenen Gebäude im Stadtviertel Linda Vista zu finden ist. Fast
30 Jahre gibt es nun das Institut, beruhend auf der Kraft, Motivation
und dem Anspruch Elisabeth Zilz, vielen Nicaraguanern den Zugang zu
Büchern zu ermöglichen und ihr Interesse an all dem zu wecken, was
in den Seiten, Wörtern und Buchstaben steckt. Vielen Nicaraguanern
ist ihre energische Art und sie selbst als Person noch stark in
Erinnerung, natürlich besonders die meisten Bibliotheksmitarbeiter
erzählen und denken gern über die gemeinsame Zeit nach. Sie wollen
ihre Arbeit, ihr Projekt weiterführen, weiterentwickeln und vor
allem dafür sorgen, dass es nicht irgendwann ausstierbt.
Eigentlich sind es zwei
Dinge: der Bücherbus und die Bibliothek, aber beides vereint durch
ein Team, dass hier in Managua hauptsächlich aus Nicas besteht –
aber man darf niemals ausser Acht lassen, wer und was noch alles
dahinter steht, wie viele helfende Hände es gibt, ohne die es
sicherlich nie so gross hätte werden können!
Der Bücherbus fährt
zweimal die Woche zu festen Terminen in Schulen und Gefängnisse –
zwei davon Frauengefängnisse. Jede Schule bzw. Jedes Gefängnis wird
einmal im Monat angefahren, dort werden zunächst die vom letzten Mal
ausgeliehenen Bücher eingesammelt, bevor jeder sich erneut Bücher
aussuchen kann, die er im nächsten Monat lesen möchte. In die
Schulen bringen wir bei jedem Besuch eine kleine Aktivität oder
etwas besonderes mit, dass die Kinder zum Lesen und zum Entdecken von
Literatur (Märchen, Geschichten, Gedichten, etc.) animieren soll.
Hier in die Bibliothek
kommen täglich viele grosse und kleine Leser, morgens eher ältere
Damen und Herren, die die Zeitung lesen oder spannende Bücher lesen
und die Ruhe geniessen und nach der Mittagspause ab halb zwei steigt
der Geräuschepegel, Schulkinder machen ihre Hausaufgaben – mit
Hilfe eines (Schul-)Buches und falls dort das Gesuchte nicht
auffindbar ist, wird einer der zwei Computer genutzt – die
kleineren gehen in den Kindersaal, lesen dort, spielen, malen oder
nehmen an geleiteten Aktivitäten teil, die auf die Leseförderung
abzielen.
Und all dies bunte Treiben
darf ich hier miterleben und noch viel besser – ich bin Teil davon,
Teil des Teams und Teil dieses schönen Projekts. Ich fahre mit dem
Bücherbus, helfe Arianna, der Bücherbusverantwortlichen bei den
Besuchen in den ländlichen Schulen - deren Schüler ohne den
Bücherbus keine Bücher in den Händen halten könnten – bei der
Ausleihe, beim Wiedereinsammeln, bei kleinen Theaterstücken oder
sonstigen mitgebrachten Aktivitäten und auch beim Vor- und
Nachbereiten der Fahrten, denn die Bücher suchen sich nicht selbst
aus und kommen auch nicht von alleine aus ihrer Heimat, der
Bibliothek, in den Bücherbus gesprungen.
Den Rest der Woche arbeite
ich in der Bibliothek, gebe vier Gruppen für jeweils zwei Stunden
Deutschunterricht, helfe Vanessa im Kindersaal und fahre mit ihr
einmal die Woche zu fünf Schulen in Managua, um dort den Kindern
Geschichten, dramatisierte Erzählungen oder Ähnliches mitzubringen,
helfe bei der Bücherausleihe im Sala General und arbeite mit dem
Verein PanyArte e.V. zusammen, die in Münster sitzen und seit 2009
die Trägerschaft des Projekts inne hat.
Seit Beginn meines
Auslandsjahres fühle ich mich vom Team mit offenen Armen aufgenommen
und in meiner Arbeit ernst genommen. Klar war mein Spanisch am Anfang
deutlich schlechter als jetzt, und ich weiss, dass ich allein dadurch
dem ein oder anderen mal Nerven und/ oder Geduld gekostet und
abverlangt habe. Aber gleichzeitig weiss ich auch, dass der
Freiwilligendienst von beiden Seiten positiv aufgenommen wird, denn
schliesslich profitieren beide Seiten davon. Der interkulturelle
Austausch ist für mich selbst höchstwahrscheinlich noch stärker,
einfach weil ich ein Jahr lang mein Leben an einem ganz anderen Ort,
mit anderen Leuten und einer anderen Kultur verbringen darf und
meinen Horizont enorm erweitern kann. Ehrlich gesagt hätte ich das
in diesem Maße vorher
nicht erwartet und bin derweil überzeugt
davon, dass es möglichst vielen jungen Leuten ermöglicht werden
sollte, ähnliche Erfahrungen machen zu können. Leider hängt das
ganze aber auch mit Kosten zusammen, die bei weitem nicht jeder
tragen kann. Zwar wird der IJFD auch vom Staat unterstützt, dennoch
bleibt ein Teil übrig. Daher soll jeder Freiwillige einen
Spenderkreis aufbauen, der durch kleinere und grössere Spenden an
die Entsendeorganisation – in meinem Fall der Soziale
Friedensdienst Kassel e.V. - die entstehenden Kosten von
Versicherung, Unterstützung für Miet- und Verpflegungskosten des
jeweiligen Freiwilligen weitesgehend abdeckt. Viele von euch haben
bereits gespendet und mir dadurch einen riesen Gefallen getan! Leider
fehlt immer noch ein Teil der insgesamt 3000 Euro, auf die der SFD
angewiesen ist, um auch in den nachfolgenden Jahren
Freiwilligendienste weltweit anbieten zu können – es sind über 25
Stellen, die jedes Jahr auf rege Nachfrage stossen.
Ich
möchte mich ganz herzlich für jegliche Unterstützung bedanken, die
ich von eurer Seite in Form von Spenden, aber auch auf emotionaler
Ebene bekommen habe!! Die
vielen lieben Worte vor meiner Abreise, während meiner Zeit hier,
das ein oder andere Päckchen und Post
aus der Heimat, über jede einzelne Nachricht freue ich mich riesig
und sie lässt mich stärker werden, auch wenn ich mich immer ein
bisschen mehr freue, euch und die Heimat in
ein para Monaten wiederzusehen!
Damit der SFD nicht auf
meinen Kosten sitzen bleibt und “minus” mit mir als Freiwillige
macht, möchte ich euch ganz herzlich darum bitten, mich in dieser
Form zu unterstützen und mir helfen, die Lücke bis zu meinen 3000
Euro zu füllen. Über jede weitere kleine Hilfe auf das
untenstehende Spenderkonto würde ich mich sehr freuen!
Für mich beginnen bald
meine letzten vier Monate in Nicaragua, in Managua und vor allem in
der Bibliothek und mit dem Bücherbus, mit all den Tausenden Büchern,
den Kindern, meinen Schülern und all dem, was noch dazu gehört. Ich
hoffe, dass ich noch vieles von dem realisieren kann, was so in
meinem Kopf herumschwirrt und wir uns danach glücklich und gesund
wiedersehen!
Eure Tabea
Evangelische
Kreditgenossenschaft Kassel
Bankleitzahl: 520 604 10
Kontonummer:
100 00 44 64
BIC: GENODEF1EK1
IBAN: DE28 5206 0410 0100 004464
Verwendungszweck: "Spende
für den sfd Tabea Klaes"